MANUSKRIPTE
Den Autor möchte ich kennenlernen, der ausschließlich für die Schublade schreiben will. - Nein, eigentlich doch lieber nicht.
Denn er würde mir suspekt erscheinen. Solchen Selbstverzicht traue ich einem Schreiber dann doch nicht zu. Was für eine Literatur sollte das denn sein, die in der Absicht geschrieben wurde, dass sie kein anderer zu Gesicht bekommt? Nein, nein. Nicht nur die Person, auch deren Literatur (insofern es überhaupt welche ist; wir wollen uns an dieser Stelle nicht mit Druckwerken beschäftigen, die allzu oft als solche ausgegeben werden) würde mir suspekt erscheinen.
Es ist kein Widerspruch zu dem bisher Gesagten, wenn ich kundtue, dass einige Werke von mir in meiner Schublade liegen!
Aber das ist es ja gerade. Da müssen sie raus! Die Luft wird ihnen langsam zu knapp. Und die Schublade wird immer voller - und mein Kopf auch. Wo soll ich noch alles unterbringen?
Kein Grund zur Panik. Alles ist geschrieben, alles will gelesen werden, alles wird kommen, wie es kommt.
Es gibt nicht DIE Welt. Es gibt immer so viele Welten wie es lebendige Menschen gibt. Nicht das Leben ist ein Traum, sondern die Welt.